Wie ich zum Designen von Stoffen kam

Anfang 2021 hörte ich das erste mal vom Surface Pattern Design (zu deutsch: Oberflächenmusterdesign) und fand dies unglaublich spannend. Es handelt sich dabei um das Designen von nahtlos wiederholenden Mustern (repeat pattern), die für diverse Oberflächen, wie z.B. Textilien, aber auch Papeterie-Produkten, benötigt werden. Doch wie erstellt man diese „repeat patterns“ und wie bekommt man diese auf Stoffe gedruckt, um sie anschließend zu vernähen?

Erste Illustrationen mit dem Ipad

Da passte es sich gut, dass ich mir zur gleichen Zeit ein Ipad Air mit Apple Pencil gekauft hatte. Hintergrund war eigentlich, dass ich in 2020 während des Pandemiebeginns über viele Livestreams mit der Aquarellmalerei angefangen hatte. Einige Künstler und Künstlerinnen zeigten aber auch, wie man mit einem Ipad und der App Procreate digital fantastische Werke illustrieren kann. Das hatte mein Interesse geweckt, denn wenn man seine Kunstwerke direkt digital anfertigt, dann ist es viel einfacher diese zu vervielfältigen und auf diverse Produkte drucken zu lassen. Also kaufte ich mir das Ipad, mein erstes Apple Produkt, und übte das Illustrieren mit der Procreate App. Das Schöne daran ist, dass man zig verschiedene Pinsel zur Verfügung hat und so auch digital Aquarellmotive malen kann.

Wer die anderen Blogbeiträge schon gelesen hat, der kommt sicherlich darauf, was eins meiner ersten Motive war. Richtig, ein Rochen musste es natürlich sein. Dazu hatte ich den Kuhnasenrochen als Motiv ausgewählt, da es diese bei uns in der Nähe im Sealife zu bestaunen gibt. Das sind die Rochen, die von unten immer so aussehen, als würden sie lachen und super happy sein. 

Es hat unzählige Stunden gedauert, bis ich zufrieden war mit dem Rochen. Und als er fertig war, fiel mir noch ein passender Spruch dazu ein: „Happy Ray, Happy Day“. Diesen schrieb ich dann mit einem Aquarellpinsel als Brushlettering unter den Kuhnasenrochen. Später fertigte ich noch eine Version mit einem traurigen Rochen und dem Spruch „Sad Ray, Bad Day“ an. 

Happy Ray Happy Day, Kuhnasenrochen, Rochen Illustration,
 
Sad Ray Bad Day, Kuhnasenrochen, Rochen Illustration,

Die Lernplattform Skillshare und Probedrucke bei Spoonflower

Doch so einzelne Illustrationen reichten ja noch nicht für ein Muster aus. Nur wie bekommt man ein Muster hin, dass sich dann auch nahtlos wiederholt? Ich fand die Stoffdruckerei Spoonflower, eine print-on-demand Druckerei für Stoffe, online. Bei diesem amerikanischen Unternehmen kann man seine eigenen Designs hochladen und diese dann auf verschiedene Stoffarten drucken lassen. Und das gute dabei ist, dass sie auch einen Produktionsstandort in Berlin haben. Man benötigt nur eine Datei mit dem „repeat pattern“. 

Ich durchsuchte YouTube und fand ein paar hilfreiche Videos zum Erstellen solcher Muster. Ich landete dann aber recht schnell bei der Lernplattform Skillshare, auf der jede Menge (vorrangig englischsprachige) Videos zu kreativen Themen angeboten werden. Und dort gibt es auch Videos über den Beruf Surface Pattern Designer. Von der Erstellung von Mustern bis hin zur Vermarktung konnte ich hier sehr viel lernen.

Schon dort stellte ich fest, dass es in der Branche Standard ist mit den Adobe Programmen zu arbeiten. Insbesondere werden Muster meist mit Vektorgrafiken in Adobe Illustrator erstellt. Da die Software nur noch als Cloud-Lösung mit monatlichen Abo angeboten wird, schreckte ich davor zunächst zurück. Als Alternative fand ich Affinity Designer, was eine preiswerte Kaufsoftware ist, zu der es eine App gibt und mit der ich meine ersten Muster mit Hilfe ebenfalls von Skillshare Tutorials erstellte.

Ich nahm mir meine Illustration vom Kuhnasenrochen und die Feder aus meinem Logo als erstes, um daraus Muster zu kreieren. Dies waren dann meine ersten Muster, die ich als Probedrucke bei Spoonflower auf normaler Baumwolle Webware bestellte. Ich war so aufgeregt, als das Paket bei mir eintraf und mächtig stolz, als ich das erste mal meine eigenen Designs auf Stoff gedruckt in den Händen hielt. Nicht zuletzt, weil vom ersten Pinselstrich auf dem Ipad bis zum Probedruck auf Stoff gerade mal ein Monat vergangen war. 

Spoonflower Probedruck, Stoffdesign drucken

Mit der Musterschule zur ersten eigenen Stoffkollektion

Beflügelt von dem Erfolgserlebnis, dass ich mir wieder neue kreative Fähigkeiten mittels Tutorials selbst beigebracht hatte, meldete ich mich für den Onlinekurs „Erfolgreich als Designerin - Musterschule“ bei Andrea vom Label jolijou an. Mittlerweile bietet sie verschiedene Onlinekurse unter ihrem neuen Label kreativselbst an. In meinem allerersten Blogbeitrag habe ich davon bereits erzählt, was du hier nachlesen kannst. Meine Haupterkenntnisse bei diesem Kurs waren folgende:

  1. Ich brauche doch zwingend die Adobe Creative Cloud: Nicht nur für Illustrator als Vektorprogramm, sondern auch für InDesign um professionelle Lookbooks zu gestalten. Die Programme Lightroom und Photoshop nutze ich sowieso schon seit Jahren und hatte da bisher das Foto Abo Modell von Adobe. Mit der gesamten Creative Cloud kann ich somit nichts falsch machen, zumal da auch noch sehr viel mehr Programme und kleinere Tools inkludiert sind.

  2. Surface Pattern Design ist nicht nur Stoffdesign: Anfangs hatte ich den Wunsch das Designen von Mustern zu Erlernen, damit ich mir damit eigene Stoffe drucken lassen kann. In der Musterschule lernte ich jedoch, dass Muster einfach überall benötigt werden. Neben dem Designen einer Stoffkollektion, gab es auch Designbriefs für Papeterieprodukte, Geschenkartikel und Wohnaccessoires. Und hier kann man einige print-on-demand Anbieter nutzen, die einem die eigenen Musterdesigns, aber auch einzelne Illustrationen auf sämtlich nur vorstellbare Produkte drucken. Redbubble, Zazzle und Spreadshirt um nur einige von ihnen zu nennen. 

  3. Ein Muster kommt selten allein: Ich lernte in der Musterschule in Kollektionen zu denken. Besonders beim Stoffdesign ist es wichtig, dass man zu den sogenannten „Heldenstoffen“ auch Kombistoffe anbieten kann. Wenn man ein aufregendes, sehr detailliertes Hauptmuster hat, dann möchte man daraus vielleicht einen Pulli nähen. Aber die passende Hose dazu sollte dann etwas ruhiger, aber passend kombinierbar sein. Was für einen selbst wichtig ist beim Nähen, ist aber auch entscheidend, wenn man an Stoffproduzenten mit seinen Designs herantreten möchte. Hier sollte man in der Lage sein, eine ganze Kollektion von Designs vorlegen zu können, die am besten eine harmonische Geschichte erzählen. 

So kam es also, dass ich beim Designbrief zum Thema Stoffe meine erste eigene Stoffkollektion „Tierspuren im Wald“ mit Adobe Illustrator und dazu ein Lookbook in Adobe InDesign erstellte, welches Mockups (in Adobe Photoshop erstellt) mit den einzelnen Designs enthält. Das finale Lookbook kannst du auf meiner Portfolio-Seite ansehen.

Stoffkollektion, Tierspuren im Wald, Stoffdesign, Stoffdesign für Babys
Stoffkollektion, Tierspuren im Wald, Stoffdesign, Stoffdesign für Babys

Kleidung und Taschen nähen aus meinen eigenen Stoffen

Für das Lookbook habe ich in der Musterschule nur Mockups erstellt. Bei einem Mockup wird dabei lediglich ein Foto von einem Gegenstand genommen und digital das Muster darauf angewandt. Es sieht dann so aus, als wenn es sich um ein Foto von einem realen Objekt handelt. Oder hättest du gedacht, dass ich die Dinge auf dem Foto oben alle aus den Stoffen genäht habe? Das ist bei den Fotos für das Lookbook nicht der Fall gewesen. Das Kinderbekleidungsset und Kissen, Decke und die Stoffabschnitte sind lediglich unifarbene Fotos von den Objekten und die Muster habe ich mit Photoshop darauf projeziert.

Doch es ist nicht alles Fake, keine Sorge. Denn ich habe mir tatsächlich auch die Muster der Kollektion in mint als Jerseystoffe bei Spoonflower bestellt und daraus ein paar Babysachen genäht. Nur eben erst ein paar Monate später. Alle Schnittmuster für die Babykleidung sind von lybstes.

Stoffkollektion, Tierspuren im Wald, Stoffdesign, Stoffdesign für Babys

Ebenso hatte ich mir den Kuhnasenrochen-Stoff auf Canvas bestellt und daraus zwei Taschen genäht. Den Canvas mit dem grauen Hintergrund habe ich bei einer Strandtasche (Schnittmuster von DIY Eule) verarbeitet. Aus dem Canvas mit dunkelblauem Hintergrund habe ich eine Leyra-Bag (Schnittmuster von Unikati) genäht. Die Happy Ray und Sad Ray Illustrationen habe ich auch schon drucken lassen und warten noch darauf, dass ich diese vernähe.

 
Strandtasche, Rochen Design, Stoff mit Rochen, Kuhnasenrochen
 
Handtasche, Rochen Design, Stoff mit Rochen, Kuhnasenrochen

Mein Spoonflower-Shop und was ich auch noch ausprobieren möchte

Das Lookbook habe ich letztes Jahr auch bei diversen deutschen Stoffproduzenten eingereicht, leider ohne Erfolg. Aber das mag auch sicherlich daran liegen, dass ich noch kein umfangreiches Portfolio an Designs und Mustern vorweisen kann. Das ist etwas, was ich ändern möchte. 

Neben meinen Schnittmustern möchte ich künftig auch Stoffdesigns anbieten. Dazu arbeite ich aktuell bereits an einigen Motiven und werde damit zunächst meinen Shop bei Spoonflower befüllen. Denn nicht nur, dass ich mir selbst bei Spoonflower meine ersten Stoffe für mich selbst drucken konnte. Man kann dort seine eigenen Designs auch für die Öffentlichkeit freischalten. Das heißt, jeder kann dort in meinen Shop gehen und ein Design von mir auf seinem Wunschstoff bestellen.

 
 

Von meiner Happy Ray Illustration habe ich mir letztes Jahr auch Sticker, Magneten und ein Hoodykleid drucken lassen. Da habe ich die oben genannten Shops einmal ausprobiert. Hier kann man seine eigenen Designs auch veröffentlichen und so einem breiten Publikum als print-on-demand Produkte anbieten. Dies möchte ich auch noch weiter verfolgen. 

Darüber hinaus habe ich letztes Jahr auch mit dem Plotten angefangen. Die Geschichte dazu kannst du demnächst ebenfalls auf meinem Blog lesen. Gerne möchte ich passend zu den Stoffdesigns auch einzelne Elemente davon als Plotterdateien erstellen. So könnte ich beispielsweise eine Hose aus dem Waldtierestoff nähen und ein unifarbenes Oberteil dazu, für das ich ein Tier aus der Kollektion in groß plotte. Und natürlich habe ich bereits einen Rochen geplottet und auf ein kleines Täschen drauf gemacht. 

Welche Stoffkollektion kommt als nächstes

Wie schon erwähnt zeige ich auf meiner Portfolio-Seite das Lookbook meiner ersten Stoffkollektion. In dem Onlinekurs der Musterschule habe ich darüber hinaus bei dem Designbrief Wohnaccessoires fröhliche Party-Alpakas illustriert. Diese kannst du dort auch finden. Mein Plan ist es aus diesen ebenfalls bunte Muster für Stoffe und passende Kombistoffe zu erstellen. 

 
Party Alpakas, Alpaka Illustration, Partytiere
 

Und auch wenn wir gerade hier bei tropischen Temperaturen in Deutschland schwitzen, sollte man so langsam schon an Weihnachten denken. Dazu möchte ich ein paar weihnachtliche bzw. winterliche Muster erstellen, um für meinen Sohn Pullis, Sweatshirtjacken und Hosen zu nähen. Wenn dabei eine ganze Kollektion entsteht, dann erstelle ich auch wieder ein Lookbook dazu und nehme dich bei dem Entstehungsprozess auf Instagram mit. Wenn du neugierig bist, dann folge mir doch gerne bei Instagram. Hier zeige ich nicht nur meine Musterdesigns, sondern auch meine aktuellen Projekte aus den Bereichen Nähen und Plotten. Ich würde mich sehr freuen, dich dort wieder zu sehen. 

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